Tagebuch eines Patienten.
Meine Haartransplantation bei Dr. Moheb.
Echte Erfahrungsberichte gibt es im Internet so gut wie gar nicht. Aber hier.
Ich möchte Ihnen einen ehrlichen, transparenten Blick ermöglichen auf das, was Sie bei einer Haartransplantation erwartet. Als ein Patient, den ich behandelt habe, mir während der Operation erzählte, dass er einen Bericht darüber plant, habe ich ihn gebeten, seine Erfahrungen zu teilen.
Ich habe keinen Einfluss auf den Text genommen, gebe aber zu, dass er ein relativ genaues Bild des Ablaufs und Eingriffs abgibt, auch wenn ich selbst erstaunt war, wie ein Patient den Prozess seiner Haartransplantation erlebt.
In manchen Momenten habe ich mich selbst wiedererkannt. Schließlich habe auch ich mich mit Ende 20 zu einer Haartransplantation entschieden.
Ihr Dr. Moheb
Tagebuch eines Patienten einer Haartransplantation bei uns.
01.10.2020
So langsam steigt die Aufregung. Es sind nur noch zwei Tage. Dann steht meine Haartransplantation an. Und ich habe Angst davor. Bin ich verrückt, so etwas zu machen? Wird es schmerzhaft? Werde ich endlich wieder in den Spiegel schauen können, ohne mich über meine zunehmenden Geheimratsecken zu ärgern? Ist es der richtige Schritt, meine Operation in Hamburg und nicht in der Türkei durchführen zu lassen? All das geht mir in diesen Tagen immer wieder durch den Kopf. Bis ich soweit war, mich für eine Transplantation zu entscheiden, hat es gedauert. Der Entschluss fiel nicht spontan.
Ein kurzer Rückblick.
Bereits mit 25 sagte mir eine Friseurin „Hui, Du hast ja schon echt hohe Geheimratsecken. Bald hast eine Glatze!“
Vielen Dank! Das hat mir monate-, wenn nicht jahrelang Alpträume beschert. Denn Haare sind mir schon wichtig. Ich wollte nie einen kahlen Kopf. Offenbar bin ich eitel. Rasierte Glatze war für mich jedenfalls keine Option.
Glücklicherweise hatte die Friseurin nicht Recht. Meine Haare fielen nicht schnell aus, bis zum 45. Lebensjahr war es okay. Zwar hatte ich eine „hohe Stirn“ aber auch genug Haare, um das zu kaschieren.
Jetzt aber ist es soweit. Ich bin 50 Jahre alt. Schicke Frisuren sind nicht mehr drin. Wind von Vorne ist mein Feind. Er ruiniert jeden Versuch, halbwegs vollhaarig auszusehen. Meine verbliebenen Fronthaare muss ich schon sehr nach vorne stylen, um die immer höher werdende Stirn halbwegs zu kaschieren. Nennen wir es mal so: Meine Haare bestehen aus dem „Festland“ und einer schmalen Landzunge aus Fronthaar, die auf dem Weg ist, bald zur Insel zu werden, die dann wohl irgendwann untergehen wird.
Haartransplantation ja oder nein? Und vor allem: Wo?
Es ist der Moment, in dem ich mich entscheide, über operative Gegenmaßnahmen nachzudenken. Kann ich mir das leisten? Wie schmerzhaft ist das? Und wird es mich zufriedener machen? Ich muss zugeben: Ich will keinen Haarkranz. Transplantation also?
Jahrelang habe ich darüber nachgedacht und „Nein“ gesagt. Die Kosten habe ich nicht erfragt, aber auf YouTube zahlreiche Videos dazu gesehen. Fast alle Youtuber erhielten ihre Behandlung in der Türkei, mussten sich die Haare abrasieren lassen. Allein: das möchte ich unbedingt vermeiden. Beruflich habe ich Kundenkontakt. Vollglatze für eine Behandlung? Geht gar nicht. Und eine Flugreise in die Türkei ist für mich ebenfalls – gerade jetzt in Zeiten der Coronavirus-Pandemie – keine echte Option. Und: Ist es dort wirklich günstiger und besser? All das möchte ich prüfen.
Mitte Juli 2020 – Erstkontakt mit einem Arzt und Bestandsaufnahme
Ein Freund von mir – selbst Arzt – empfiehlt mir Dr. Afshin Moheb in Hamburg. Eine erste Recherche klingt vielversprechend. Offenbar verfügt er über reichlich Erfahrung, eine gute Reputation und bietet gleich verschiedene Arten der Transplantation an, unter anderem mit einem ARTAS-Roboter, der – so lese ich – das absolute Non plus Ultra der Transplantationstechnik sei.
Über das Kontaktformular auf seiner Homepage schreibe ich Dr. Moheb an. Der antwortet ganz unaufdringlich via WhatsApp und bittet mich darum, Fotos meines Kopfes und der Haarsituation zu senden. Das ist schnell erledigt.
Einen Tag später erhalte ich – ebenfalls per WhatsApp – eine sehr nette Sprachnachricht, eine direkte Einschätzung der besten Haarlinie, die Dr. Moheb auf den von mir bereitgestellten Fotos eingezeichnet hat. Konkret wird er auch bei den Kosten der Operation. Kein Wischiwaschi, kein „Da muss man mal sehen“, sondern eine klare Summe. Und – oh Wunder?! Die ist sehr nah dran an den Kosten einer Haartransplantation in der Türkei, jedoch direkt vor meiner Haustür, in Deutschland. Keine lange Reise also, keine Sprachprobleme, stattdessen eine Operation mit modernster Technik „zu Hause“, im vertrauten deutschen Gesundheitssystem.
Grund genug, mich mehr über Dr. Moheb zu informieren und Vergleichsangebote von deutschen Wettbewerbern einzuholen. Auch vergleiche ich sie mit türkischen Angeboten. Tatsächlich finde ich – in Deutschland – kein vergleichbares Angebot. Die Kosten in der Türkei beim dort größten Anbieter sind vergleichbar, aber eben auch weit weg.
Ich bleibe mit Dr. Moheb im lockeren, direkten Kontakt per WhatsApp, Sprachnachricht und Telefon. Alle meine Fragen und Zweifel beantwortet er geduldig, ohne zu drängeln. Darauf würde ich auch allergisch reagieren. Zur Transplantation möchte ich mich schon selbst entscheiden.
19.08.2020 – Eine zögerliche Entscheidung
Bin ich verrückt? Ich mache das jetzt. Heute war wieder so ein Tag. Für ein Gruppenfoto habe ich meine Frisur gerichtet und noch einmal kameratauglich gestylt. Das Ergebnis war… ganz knapp okay. Aber was für eine Mühe. Ich habe keine Lust mehr, Fotos nur noch frontal und nach aufwendigem Styling zuzulassen. Gleichzeitig glaube ich – nach langer Recherche im Internet – dass eine Haartransplantation kein Picknick ist und das Ergebnis Zeit braucht. Mit einer Mütze oder einem Hut möchte ich eigentlich auch nicht wochenlang rumlaufen. Aber ich will Haare. Die Entscheidung ist gefallen.
Ich mache einen Termin aus für den Beginn der Herbstferien. Dann habe ich mal zwei Wochen ohne Präsenz im Job. Reicht das, um wieder „gesellschaftsfähig“ zu sein? Ich werde es sehen. Und muss wohl darauf vertrauen.
27.08.2020 – Die “Gebrauchsanweisung” vor einer Haar-OP
Dr. Moheb hat mir Unterlagen zugesendet. „Präoperative Anweisungen bei einer Haartransplantation“. Die meisten davon sind einfach. In der Nacht vor dem Eingriff ausreichend schlafen, am Morgen der Operation duschen, kein Gel oder Spray benutzen, ordentlich frühstücken (damit man auf dem OP-Tisch nicht plötzlich einen Hungerast bekommt), keinen Pulli tragen, sondern ein bequemes Kleidungsstück, das man sich nicht über den Kopf ziehen muss, um es abzulegen. Logisch eigentlich.
Außerdem soll ich einige Fragen zu meiner medizinischen Vergangenheit beantworten. Im Grunde das, was ich bei jedem Arztbesuch ausfüllen muss. Vorerkrankungen? Allergien? Unverträglichkeiten?
Die habe ich glücklicherweise alle nicht. Mich wurmt ein wenig, dass ich nach der Operation einen Monat lang auf Sport verzichten soll. Der gehört eigentlich fest zu meinem Alltag. Schweiß wäre aber wenig hilfreich beim Festwachsen der neuen Haare und der Erholung meiner Kopfhaut. Klar, das geht vor. Ebenso sinnvoll ist der Verzicht auf Alkohol, der das Blut verdünnt. In den Tagen vor und nach der Operation bleibe ich also abstinent.
04.09.2020 – Der letzte Haarschnitt
Friseurbesuch. Der letzte vor der Transplantation. Keine große Sache. Meine Friseurin schneidet mit Mühe die letzte Frisur, die bei meinem Haarbestand noch möglich ist. „Festland“ recht kurz, „Landzunge“ lang, um die „Buchten“ links und rechts abzuschirmen. Was bin ich froh, dass das bald ein Ende haben wird.
02.10.2020 – Der Abend vor der Operation
Ich fühle mich erstaunlich ruhig, denn die Verunsicherung ist einer großen Entschlossenheit gewichen. Abends gehe ich ein letztes Mal ausführlich zum Sport und in die Sauna, dann entspannt ins Bett. In der vergangenen Woche habe ich mit einem Nackenkissen geübt, auf dem Rücken zu schlafen. Nach der Operation wird das in den ersten Nächten wichtig sein, um die frisch verpflanzten Haare nicht zu gefährden. Inzwischen geht es gut. Ich schlafe problemlos.
03.10.2020 – Der Tag der Wahrheit. Meine Haartransplantation
6:45 Uhr
Aufstehen, duschen, ausführliches Frühstück. Normalerweise nehme ich mir dafür keine Zeit, aber heute möchte ich entspannt in den Tag starten. Wir bestimmt aufregend genug.
7:45 Uhr
Meine Frau bringt mich zur Privatklinik von Dr. Moheb. Ein neues, siebenstöckiges Gebäude in Hamburg-Bramfeld, gelegen in einer modernen Fußgängerzone, jedoch ohne großen Publikumsverkehr. Dr. Mohebs Praxis ist im obersten Geschoss, hell, blitzsauber. Die Möblierung: Stylisch, modern aber nicht protzig. Nach einer kurzen Einweisung durch sein Team begrüßt mich Dr. Moheb, bittet mich in sein Büro. Ruhige Stimme, ansteckendes Lachen, erneut ausführliche Erklärungen, wie der Tag ablaufen wird. Er fragt viel, meine Antworten sind – fürchte ich – etwas einsilbig. Was mir im normalen Alltag und im Berufsleben nur selten passiert, kann ich jetzt nicht verhehlen: Ich bin nervös.
Step 1: Die Vorbereitung und ein schwerer Abschied
8:30 Uhr
Im Vorbehandlungszimmer lerne ich das freundliche Team von Dr. Moheb kennen, mit dem ich den heutigen Tag verbringen werde. Und – wie aus heiterem Himmel – kommt plötzlich eine Frage, mit der ich eigentlich nicht mehr gerechnet habe: „Sollen wir die Haare vorne jetzt stehen lassen oder dürfen wir sie abrasieren?“ Ich dachte, das wäre klar? Ich will sie gerne behalten. Dr. Moheb hat Verständnis, sein Argument wiederum ist ebenfalls klar und unwiderlegbar: „Wenn ich die Haare wegnehme, kann ich auch den dünner werdenden Mittelteil auffüllen.“
Schweren Herzens und kurzentschlossen stimme ich zu. Als die Haare in dicken Flocken zu Boden segeln, kriege ich Puls. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir meinen Kopf… ohne Haare.
Step 2: Ein bisschen Stress und die Entnahme der Spenderhaare
8:45 Uhr
Ich bin auf der OP-Liege angekommen. Eine Assistentin von Dr. Moheb misst meinen Blutdruck. Das macht mir keine Sorgen. Als Sportler ist mein Blutdruck normalerweise niedrig. Doch dann die Überraschung: Blutdruck 168:105. Das ist mittelschwerer Bluthochdruck und nicht gut. Besorgt fragt die Assistentin „Fühlen Sie sich gestresst?“ Was für eine Frage. Und ob ich das tue. Ich befinde mich weit außerhalb meiner Komfortzone. Gerade wurden mir alle verbliebenen Haare auf 1mm gekürzt. Ich habe somit weniger auf dem Kopf als in meinem gesamten bisherigen Leben. Vor mir liegt zudem eine mehrstündige Operation mit einem für mich unbekannten Ausgang. Ja, ich fürchte ich bin gestresst. Und zwar sehr… zumindest für den Moment.
Im freundlichen, ruhigen und gut gelaunten Umfeld des Teams baue ich die Anspannung glücklicherweise schnell ab. Nach zehn Minuten haben sich meine Werte normalisiert. Es geht los. Ich lege mich bäuchlings auf die OP-Liege.
9:45 Uhr
In der ersten Phase der Operation ist mein Hinterkopf – der Spenderbereich, aus dem heute 2000 Haare entnommen werden sollen – mit Trockeneis betäubt worden. Das ist stellenweise für kurze Momente unangenehm, aber nicht wirklich schmerzhaft und gut zu ertragen. Nach zehn Minuten spüre ich nichts mehr. Mit einem Mikromotor werden nun einzelne Grafts – so nennt man die Mini-Transplantate mit jeweils einem bis zu fünf Haaren – aus dem Spenderbereich entnommen. Dafür nutzen Dr. Moheb eine sehr feine chirurgische Stanze und sucht die gesündesten, stärksten Haare aus. „Survival oft he fittest“ eben. Je gesünder das Transplantat, desto größer die Chance des Anwachsens.
10:45 Uhr
Schon fertig? Auch Schritt 2 von 4 ist bereits erledigt. Die Entnahme der Spenderhaare. Gerade mal eine Stunde hat es gedauert. Dr. Moheb erklärt mir, dass die Haare nun in einer Nährlösung gebadet und aufbewahrt werden, bis sie – noch heute Vormittag – zurückgepflanzt werden können. Dieses Mal nicht hinten, sondern in die „Buchten“ rund um meine „Landzunge“. Sie werden meine hohen Geheimratsecken schließen. Ich ertappe mich bei dem stillen Gedanken „Du machst das gerade wirklich! Du kriegst gerade neue Haare“. Was für eine Erleichterung.
Step 3: Die neue Haarlinie und 2000 winzige Schnitte
11:15 Uhr
Nach einer kurzen Pause geht es Schlag auf Schlag weiter. Dr. Moheb zeichnet meine neue Haarlinie auf die Stirn. Wir besprechen uns gemeinsam mit seinem Team, wie es am Natürlichsten und Besten aussieht. Dann betäubt der Haarchirurg den vorderen Kopfbereich. Für den Rest der Operation liege ich auf den Rücken. Die Betäubung ist nicht angenehm, aber – erneut – gut erträglich und schnell erledigt. Da wir uns währenddessen über alles mögliche unterhalten, gelingt es Dr. Moheb zudem, mich geschickt ein bisschen abzulenken, bevor die zweite Phase der Transplantation beginnt: Mit einem winzigen Skalpell werden 2000 winzige „Taschen“ in den kahlen Kopfhautbereich geritzt. Konzentrationsarbeit, schließlich soll das Ergebnis – der spätere Haarwuchs – natürlich und dicht aussehen. Auch der Vorbereitungsprozess für die finale Implantation der Grafts ist schmerzfrei und erstaunlich schnell erledigt. Das ist gut so, denn je schneller die entnommenen Haarfolikel zurück „unter die Haut“ kommen, desto gesünder sind sie und desto größer ist der Erfolg.
Step 4: Die Transplantation
12:00 Uhr
Dr. Moheb fotografiert mit seinem Smartphone meinen Kopf, zeigt mir die vorbereiteten „Pflanzlöcher“ im kahlen Bereich. Ich bin beeindruckt und dankbar, wie enorm präzise, gleichmäßig und – meiner (laienhaften) Ansicht nach – natürlich die Haare platziert werden sollen.
Sofort beginnt das große Finale. Nun werden – wie bei einer Baumpflanzung – die Grafts in die vorbereiteten „Pflanzlöcher“, die kleinen Ritzen in meiner kahlen Kopfhaut gesetzt. Das tut nicht weh, fordert aber Geduld. Nach 90 Minuten werde ich ein wenig unruhig vom langen Liegen und bin froh, dass ich kurz den Waschraum aufsuchen darf. Recken und strecken geht natürlich jetzt nur mit größter Vorsicht. Dier kurze Pause aber gibt mir genug Energie für die zweiten 90 Minuten der Anpflanzung. Danach ist es geschafft. 2000 Haare wurden von meinem Hinterkopf auf meinen Vorderkopf umgesiedelt. Auch erleichternd: Die Prognose per WhatsApp bestätigt sich bei der Transplantation und stellt mich nicht vor unliebsame (und teure) Überraschungen.
Ich fühle mich fit und erleichtert, als ich – nach nun insgesamt 7 ½ stündiger Behandlung zum Abschlussgespräch in Dr. Mohebs Büro sitze. Er gibt mir letzte Hinweise, die nun absolut wichtig für den Erfolg sind: Keine schweren Sachen heben, keine körperlichen Belastungen in den kommenden Tagen, nicht an der Stirn kratzen. Schon ab Tag 1 soll ich vorsichtig duschen und die Haare befeuchten, aber nicht trockenrubbeln, wenn ich möchte, dass die Haare bleiben. Bis die Haartaschen wieder fest zugewachsen sind, werden ein paar Tage vergehen, in denen ich besonders achtsam sein muss. Alles machbar. Zu allerletzt stattet mich das Team mit einem Rundum-Sorglos-Paket für die Woche der Nachsorge aus: Vitamintabletten, ein Schmerzmittel (für den Fall der Fälle), milde Waschlotion für die Haare sowie eine Heilsalbe für den Hinterkopf. Schön, dass ich mir diese nicht selbst in der Apotheke besorgen muss.
Meine Frau holt mich ab. Mögliches Erschrecken über mein verändertes Aussehen mit Haarstoppeln statt der längeren Haarpracht und einem rötlich gefärbten Frontalbereich überspielt sich gekonnt mit einem tapferen Lächeln. Die Operation ist geschafft. Und ich bin froh, den Mut dazu gehabt zu haben. Ab jetzt geht es bergauf.
04.10.2020 – Der Tag danach
Ich bin komplett schmerzfrei. Eine Tablette habe ich nicht benötigt. Die Nacht war okay. Heute beginnt eine Phase, die durchaus Einiges an Mitarbeit erfordert. Zunächst steht die erste Dusche an. Ganz vorsichtig, ohne den üblichen Wasserdruck, spüle in das transplantierte Areal, entferne mit geduldigem Wässern den entstandenen Schorf an den winzigen Austrittswunden der transplantierten Haare. Da dauert länger als die übliche, morgendliche Dusche. Danach ein Blick in den Spiegel. Keine Schwellung, viel weniger Schorf auf der Stirn. Für mich sieht das „okay“ aus, ich weiß schließlich, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde und auch meine neuen Haare nun Zeit brauchen werden. Da war die Vorbereitung durch Videos ganz hilfreich, denn weiß genau, was auf mich zukommt. Jetzt: Die Heilungsphase, die zehn bis 14 Tage dauern wird.
Auf seinen Wunsch hin sende ich Dr. Moheb ein Foto des Hinterkopfes und der Stirn. Nach wenigen Minuten meldet er sich mit seiner Einschätzung zurück, meint, das sei noch nicht perfekt, ich solle nachmittags erneut duschen und Bilder senden.
Mit einer kleinen Sprayflasche voller abgekochtem Wasser soll ich zudem alle 30 Minuten den transplantierten Bereich wässern, um Schorf aufzuweichen und die Haut feucht zu halten. Ob man wachsende Haare wohl – wie Blumen – gießen muss? Egal. Mir geht es gut, die Grafts sind alle noch drin und ich habe genug Zeit, mich zu schonen.
Nachmittags, nach dem zweiten Duschen, sende ich dem Arzt zwei weitere Fotos. Er ist zufrieden. Ich auch.
06.10.2020 – Das Gesicht eines Boxers
Heute ist ein schwieriger Tag. Arbeitsfähig wäre ich nicht, deshalb bin ich froh, Urlaub genommen zu haben. Ich habe keinerlei Schmerzen, die Haare scheinen gut anzuwachsen, an die Routine aus regelmäßiger Befeuchtung habe ich mich längst gewöhnt. Auch die Rötung lässt sichtbar nach. Seit gestern haben sich im Stirn- und Augenbereich jedoch sichtbare Schwellungen gebildet. Das ist nach einer Haartransplantation normal, ich war also darauf vorbereitet. Die Schwellungen können durch Lymphansammlungen und durch das Entweichen des Betäubungsmittels entstehen. Kein Drama, aber „gesehen werden“ möchte ich damit nicht. Den heutigen Nachmittag verbringe ich mit Coolpacks auf dem Sofa und höre Hörbücher. Abends ist die Schwellung weitestgehend zurückgegangen.
10.10.2020 – Zurück zur Arbeit
Seit heute bin ich wieder im Büro. Meine Kollegen waren total gespannt auf das Ergebnis der Transplantation. Ich hatte im Vorfeld mit ihnen darüber gesprochen. Heute vertrauten mir zwei Kollegen an, dass sie nun ebenfalls darüber nachdenken, sich operieren zu lassen.
30.10.2020 – Haare fallen aus
Ich wusste, dass es passieren wird, insofern war ich darauf vorbereitet. So langsam fallen die implantierten Haare wieder aus. Dr. Moheb erklärte mir, dass das ganz normal ist und sie in kurzer Zeit wieder nachwachsen und dann auch bleiben. Für IMMER! Implantierte Haare bleiben dauerhaft erhalten.
Oktober 2021
Ein knappes Jahr ist seit meiner Haartransplantation vergangen. Meine Güte, es hat sich gelohnt. Ich habe wieder Haare wie in meiner Jugend, kann mir richtige Frisuren stylen. Dass das mal anders war, hat mein Umfeld längst vergessen. Bereits vier Monate nach meiner Operation wuchsen meine neuen Haare normal nach. Nach sechs Monaten wäre niemand mehr auf die Idee gekommen, dass ich „nachgeholfen“ habe, um die Glatzenbildung zu stoppen.
Ich kann nur sagen: Danke Dr. Moheb und Team!